Nachdem die Kommunisten nach dem Krieg die Macht in der Tschechei ergriffen hatten, begann die große Aussiedlung und Vertreibung der Böhmerwäldler. Jetzt wurde versucht, möglichst viele Sachen nach Österreich zu bringen. Es kam zu bandenmäßigem Schmuggel, und der sollte unterbunden werden.

Bild rechts: Das Bild entstand während der Dienstzeit in Weigetschlag
(Foto: Hugo Wagner)
Ich war damals Abteilungsleiter in Weigetschlag. Weil ich ortskundig war, habe ich erfahren, dass eine Schmugglerbande über die böhmische Ortschaft Reifmass nachts laufend Waren durch den Miesenwald nach Österreich schmuggelte. Wir Zollbeamte haben uns entschlossen, gemeinsam mit den Gendarmeriebeamten des Postens Leonfelden eine Nacht lang die Grenze zu besetzen. Das taten wir, eine lückenlose Überwachung war jedoch nicht möglich, und so brachen die Schmuggler durch und wir haben sie wieder nicht erwischt. Entmutigt gingen ein Kollege und ich zurück zu unserem Zollamt. Auf dem Weg dorthin überraschte uns ein furchtbares Gewitter. In einer Scheune suchten wir zwei Zuflucht.
Plötzlich ging das Scheunentor auf, und zwei Personen kamen herein, die auch vor dem Unwetter flüchteten. Als ich die Taschenlampe aufdrehte, sind sie natürlich furchtbar erschrocken. Bei der anschließenden Perlustrierung stellte ich fest, dass es ein Bauer mit seinem Sohn war, der seinerzeit auf einen Bauernhof nach Böhmen geheiratet hatte und nun auch mit der Aussiedlung rechnen musste. Er war der Sohn eines Bauern, den ich gut kannte, weil der in meinem Heimatort Oberlaimbach einen Bauernhof besaß. Dorthin wollten die beiden gehen, mit einem Rucksack voll mit neuen Stoffen. Neue Sachen mussten damals bei der Aussiedlung verzollt werden. Diesen Zoll wollten sie sich ersparen.
Für mich war nun guter Rat teuer. Der Schmuggler erkannte mich nicht, aber ich wusste, dass er bald erfahren würde, mit wem er es hier zu tun hatte. Ich schaute mir die Stoffe an, gab ihm den Auftrag, damit am nächsten Tag zum Zollamt Weigetschlag zu gehen, um dort die Sachen verzollen zu lassen.
Vorschriftsmäßig hätte ich die beiden verhaften müssen. Sie waren durch und durch nass. Sein Heimathof lag näher als das Zollamt. Mein Kollege wollte ihnen das Schmuggelgut wegnehmen und Strafe zahlen lassen. Nach einer kurzen Aussprache war der Kollege mit meiner Vorgangsweise einverstanden.
Tags darauf kam der Bauer mit der Schmuggelware ins Zollamt und ließ sie
ordnungsgemäß verzollen. Dabei erkannte mich der Schmuggler als Sohn seines ehemaligen Nachbarn und er bedankte sich bei mir.

|