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Eine Ochsengeschichte
Die Lebenserinnerungen des Zöllners Hugo Wagner



   

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Wir wohnten bis zu meiner Heimkehr aus dem Krieg in Schenkenfelden. Dort lebte auch meine Mutter bei meiner Schwester und deren Mann, dem späteren Langzeitbürgermeister Josef Leitner. Er hatte eine Landwirtschaft, und dort half meine Frau, so gut sie eben konnte, mit. Sie bekam dafür das tägliche Brot.
Einmal half auch ich ihm.

Bevor sich mein Schwager ein Pferd und später einen Traktor anschaffte, besaß er zwei Ochsen.

Ochsen sind kastrierte Stiere und sehr launenhaft. Eines Tages sagte der Schwager zu mir: "Heute müssen wir das Korn vom Feld heimtransportieren und als Gespann nehmen wir die zwei Ochsen." Die wurden einem Leiterwagen vorgespannt und die Fahrt Richtung Kornfeld ging los. Ridi, die Magd, musste auf dem Wagen die Korngarben so schlichten, dass eine große Fuhre entstehen konnte. Mein Schwager reichte mit einer Gabel die Garben auf den Wagen. Mir war die undankbare Aufgabe zugeteilt, mit den Ochsen von einem Kornmandl zum anderen zu fahren. Einer der beiden Ochsen war ein Wilder. Mein Schwager machte mich darauf aufmerksam. Ich dachte mir, mit dem werde ich schon fertig. Der Ochse dachte sich offensichtlich etwas anderes.

Damals gab es im Sommer noch sehr viele Stechfliegen, und die machten auch vor den Ochsen nicht Halt. So wurden die von den Fliegen belästigten Ochsen immer nervöser, zerrten und wollten nicht stehen bleiben. Der gutmütige Ochse wollte seinen Partner zum Anhalten bewegen, ich wollte ihn dabei unterstützen und gab dem bösartigen mit dem Peitschenstiel einen kleinen Klapps auf die Nase. Das nahm dieser Bursche zum Anlass, auf mich loszugehen, und er riss dabei den Wagen mit. Die Ridi ist vom Wagen gefallen. Mein Schwager stürzte sich auf die beiden Ochsen, und es gelang ihm, den Wilden zu beruhigen. Er konnte aber das Ochsengespann nicht mehr loslassen, sie gingen im sanften Trab durch. Ich musste schleunigst das Weite suchen. Meine Mission war zu Ende. Der Schwager kam mit einer halben Fuhre heim und stellte die Ochsen in den Stall. Für diesen Tag war die Kornernte zu Ende.

Wenn ich später in den Stall ging, in dem die Ochsen standen, fing der seinerzeit von mir so beleidigte zu brüllen und an der Kette zu reißen an. Ich verließ daraufhin immer gerne den Stall.

Das Ganze hatte einen großen Vorteil: Ich wurde nie mehr zu dieser Arbeit herangezogen.

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Inhaltsverzeichnis
Unser Franz 
Der Lehrer Moser  -  1938
Die Zollkiste 
Im Kessel von Demjansk
An der Front
Der Unterführerlehrgang
Entnazifizierung
Meine Jagderlebnisse in Schenkenfelden
Geschichte aus meiner Dienstzeit in Weigetschlag
Eine Diensthundegeschichte
mit Dirndl

Eine Ochsengeschichte
Noch eine Hundegeschichte
vom Dirndl

Eine verhängnisvolle Abkürzung
Hasengeschichte Weigetschlag

Hugo Wagner - Lebenserinnerungen Hugo Wagner - Lebenserinnerungen

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