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Feste und regionales Brauchtum

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Festtage (gruppiert):
Advent
Allerheiligen und Allerseelen
Fasching
Ostern
Pfingsten
Weihnachten

Quelle: "Das Jahr und seine Tage in Meinung und Brauch der Heimat" von P. Amand Baumgarten.
Erstdruck 1860
Aus dem Nachlass herausgegeben von Dr. Adalbert Depiny, "Heimatgaue", 7. Jg. 1926,
1. u. 2. Heft


Sonnenwend / Johannestag (Text von Dr. Elisabeth Schiffkorn)

Sonnenwend / Johannestag

21. Juni
Sonnenwend, auch Johannestag
Als Herodes den heiligen Johannes gefangennehmen wollte, trug er den Schergen auf, an der Stelle, wo ihnen der Heilige in die Hände fiele, zur Stund ein Feuer anzuzünden, damit er so schnell als möglich davon erführe. Sie taten es, aber sieh, zu gleicher Zeit brannten rings auf allen Höhen Feuer, so daß der König völlig irre wurde und nicht wußte, wie er daran war. Zum Andenken an dieses Wunder brennt man noch heutzutage die Johannesfeuer (Unteres Mühlviertel).
Der Tag wird am Attersee festlich begangen, indem mit einbrechender Nacht von den Bergen und auf dem See Feuer emporlodern. Mit den Sonnenwend-feuern ist das Feuerspringen und das Besenwerfen verbunden. Um Grein werden Pechfäßchen angezündet und brennend in die Donau geworfen. Um Steyregg schleudert man solche Fäßchen brennend in die Lüfte. Die alten Besen, welche das ganze Jahr über zur Seite gegeben wurden, hat man sich für diesen Tag aufgespart, ebenso das Wagenschmierfäßchen. Mit dürrem Reisig voll gestopft und an einer langen Stange befestigt, werden sie angezündet und geschwungen (Mühlviertel). Auch der Maibaum wird häufig zur Nährung des Sonnenwendfeuers aufgespart, außerdem warf und wirft man hie und da noch gewisse Kräuter in die Flamme. Besonders verwendet man hiezu die „Fronleich-namskränze“. Man dörrt sie an der Sonne, zerreibt sie am Sonnenwendeabend und wirft sie ins Feuer oder räuchert damit Haus und Hof. Auch die Sträuche und Reiser, welche am Fronleichnams- oder „Prangertage“ die Wände der Häuser, Fenster und Türen, die vier Segenstätten usw. zierten, spart man an vielen Orten fürs Sonnenwendfeuer auf.

Am Sonnenwendtag geht in der Gegend von Wolfseck ein Bube von ungefähr zwölf Jahren, ganz in „Tannengraffát“ eingekleidet, in zahlreich lärmender Begleitung von Haus zu Haus und sammelt Holz zu dem Feuer, indem er den Spruch sagt:

Der heilige St. Veit
Tát bitn um á Scheit:
Wan’s ins koan Scheid nöd göbt’s,
So mochá má koan Sunnwendfeuer nöd!

Oder:
„Waldbám, Waldám wili,
Trink á sauri Mili,
Bier und Wei(n),
kan dá Waldman sche(n) brav lusti sei(n)!

In Aspach im Innviertel wird das Holz zum Johannesfeuer mit folgendem Spruch gesammelt:

Der heilige Sánkt Veit
Tát bitten um á Scheit,
Dá heilige Sánkt Ulri
Tát bittn um á Bur Wid,
Dá heilige Sánkt Nigl
Tát bittn um á Prügl,
Dá heilige Sánkt Florian,
Um sieben Uhr kend má `s Feuer an.

Dem, welcher Holz dazugibt, wird mit den Worten gedankt:

Nimm án Schimmel,
Reit zum Himmel!

Im Gegenfall schilt man: „Nimm án Rappen und reit in d` Höl!“ Statt des vorhergehenden Spruches hört man auch:

Der heilige Sánkt Veit
Tát bitten um á Scheit,
Tát bittn um á Steur
Zum Sunnwendfeur.

An diesem Tage geht in Marienkirchen im Innviertel das Bubenvolk im Dorf herum und bittet um altes Gewand für ein Manns- und Weibsbild. Die geschenkten Kleider werden zwei Strohpuppen angezogen. Man befestigt sodann „Hansl und Gredl“ an der Spitze einer langen bis zum Grund eingestrohten Stange, die Gredl zuoberst, etwas unter ihr den Hansel. Sind sie hiemit zu Ende, fahren sie um Holz in den Wald und bringen dessen soviel als möglich zusammen. Den Wagen ziehen sie nicht selten selber, sodann wird ein Holzhaufen errichtet und in die Mitte die Stange mit „Hansl und Gredl“ gesteckt und abends angezündet. Das Feuer läuft an der Strohumhüllung rasch hinauf, und Hansl und Gredl verbrennen unter dem Gejauchze der Umstehenden. Erst wenn Strohpuppen und Stange verbrannt sind, springen Burschen und Mädchen paarweise über das Feuer. Ähnliches war zu Johannis zu Eberstallzell üblich, nur ist hier von einem Strohmann die Rede. Hansl und Gretel heißen auch „Daderman“.

Der Acker, auf dem ein Sonnenwendfeuer angezündet wird, freut sich neun Jahre (Kremsmünster). Wer neun Sonnwendfeuer sieht, stirbt das Jahr nicht, heiratet, bekommt kein „Buglweh“ usw. Wer sie aber nicht „zusammenbringt“, muß viel an Kreuzweh leiden oder stirbt im selben Jahr.
Das Springen über das iederbrennende Feuer war alter Brauch. Bevor aber die Leute übers Feuer sprangen, gingen sie, betend und einen Spruch hersagend, einige Male um dasselbe (unteres Mühlviertel) oder sie knieten nieder am Feuer und beteten (Kremsmünster).
Die am Sonnenwendfeuer angebrannten und in die Luft geworfenen Besen werden in die Flachsfelder gesteckt. Um Buchkirchen steckt man sie brennend ins Feld. Je länger der Besen angebrannt ist, desto besser gerät der Flachs. Er wird desto höher, je öfter die Mädchen über das Johannesfeuer springen oder je höher die Besen geworfen werden.
Im Innviertel heißt es, man soll über das Sonnenwendfeuer nicht öfter als dreimal springen, weil auch der heilige Johannes nicht öfter darübergesprungen ist. Anderwärts heißt es hinwider, man muß neunmal über das Sonnenwendfeuer springen, um vor Fuß- und Kreuzweh verschont zu bleiben; gefährlich ist es, das Springen über Mitternacht auszudehnen. Nach zwölf Uhr fangen nämlich die Hexen an, über die Feuer zu springen (Innviertel). Werden die Feuer spät in der Nacht von dem jungen Volk verlassen, kommen sie und springen darüber. Legt man sich unter einen Zaun, wird man ihrer ansichtig; bemerken sie jedoch den Späher und erwischen ihn, so fahren sie ihm ins Gesicht und verkratzen ihn jämmerlich (Innviertel).

Wenn man frühmorgens auf seiner Wiese ein Weib sieht, das ein Geschirr hat und Tau sammelt, rufe man sie nur geschwind an: „Es hilft dir nichts, hilft dir nichts, ich hab´ dich schon gesehen!“ Doch darf man sodann „die Füße auf die Achsel nehmen“.
Wenn einen die Hexe erwischte, man wäre des Todes (Traunviertel).
Den Tag vor Johann Baptist bringen in der Gegend von Oberweißenbach im Mühlviertel die Hüterbuben ihre Peitschen in Ordnung. Bei Sonnenuntergang hört man rings im Tal ein Jauchzen und Schnalzen, ein Johlen und Knallen, daß der Fremdling sich argen Übermuts versehen möchte. Bricht die Nacht an, gesellen sich je fünf bis sechs Buben zusammen und beehren ihre Bauern und die Nachbarn, Pfarrer und Schulmeister usw. mit den mannigfaltigsten taktmäßig ausgeführten Variationen im Schnalzen. Morgens zwei Uhr geht der Lärm von neuem an. Wer aber zu früh schnalzt, wird „durchs Morgentau“ gezogen und führt durchs ganze Jahr den Spottnamen „Tauwäscher“, „Froschschinder“ heißt der, welcher sich verschläft und zuletzt austreibt.

In der Mitternachtsstunde blüht die Teufelsfeder (Farrenkraut) und trägt in derselben Stunde noch Samen. Wer von ihm etwas zu seinem Gelde legt, dem nimmt es nicht ab. Einst wollte sich jemand solchen verschaffen und begab sich mitternachts in den Wald. Aber es fing zu sausen und zu brausen an, als wollten alle Bäume brechen, und erschrocken wandte sich der Mann zur schleunigsten Flucht.

Um Losenstein wird dreimal mit geweihtem Pulver geschossen, dasselbe geschieht in der Mitternachtsstunde in Windischgarsten; soweit man den Schuß hört, hält es die Hexen ferne.

In Windischgarsten geht vor Tagesanbruch fast aus jedem Haus jemand um Haselzweige, woran je vier bis fünf Blätter sind; sie werden in die Fenster gesteckt, auch Blumensträuße steckt man in den Stuben aus (Windischgarsten). Ein Kind, das man vor Sonnenaufgang unter eine Haselstaude bringt, wird von der Sonne nicht gebräunt (Steinhaus).
Man mäht vor Sonnenaufgang Gras und „heut“ es noch am Johannestag, aber ohne dabei einen Rechen zu gebrauchen; jede Kuh bekommt etwas von diesem Heu (Kremsmünster). In Windischgarsten macht man zu diesem Behuf drei Mahden auf einer fremden Wiese, denn das von der Nachbarwiese genommene betaute Gras verhindert allen Hexenzauber.
In Eberstallzell mäht man dreierlei Gras, Garten-, Wiesen- und Raingras, und gibt es noch am Abend, nachdem man es vor der Stalltür getrocknet, dem Vieh unters Futter.
Auch geräuchert wird das Vieh mit „Himmelbrand“, den man vor Sonnenauf-gang gepflückt hat. Oder man reicht ihm am Johannisfeuer geröstete Brotschnitten (Kremsmünster).
Man nimmt ein Grastuch und zieht es vor Sonnenaufgang so lange im Tau herum, bis es um und um naß ist, und wischt damit jedes Stück Vieh vom Kopf bis zum Fuß sorgfältig ab. Einst stutzte man den Kühen die Schweife und legte das abgeschnittene Haar auf die Hausbank, damit es die Hexe erwische und so dem Vieh nicht schaden könne.
Das nötige Futter für das Vieh wird an vielen Orten schon am Vortag eingebracht (Kremsmünster). So wird in Schörfling wegen der Hexen in der Frühe nicht in die Kleepoint gefahren, sondern das Futter schon am Abend nach Hause gebracht.
Am Johannistag soll man keinen Ochsen aus dem Stall bringen (Schwanenstadt). Auch läßt man die Schweine an diesem Tage nicht auf den Mist. Man gibt keine Milch außer Haus, bringt kein Wasser herein (Eberstallzell).
Man kehrt mit einem Besen, der die Nacht zuvor nicht unter Dach gewesen ist, das ganze Haus, dann finden die „Rödinnen und Höpinnen“, welche im Dienste der Hexen stehen, keinen Zutritt (Waldzell). Auch kehrt man vor Sonnenaufgang die Böden, damit die Hexen nicht schaden können.
Die Fronleichnamskränze, welche man in der Sonne dörrte, werden an diesem Tage zerrieben und ins Feuer geworfen, oder es wird damit auch geräuchert.
Man hält am Johannistag an einer Ofengabel etwas Brot ins Feuer und läßt es dörren und rösten. Der Genuß solchen Brotes hilft gegen „einwendigö Wehtá“ (Kremsmünster).
Um zwölf Uhr mittags schüttelt man „Kitbámber“ (Wacholder), dörrt sie und verwendet sie als Heilmittel. Wer an diesem Tage gebackenen Holler ißt, wird das Jahr über nicht krank. Met, zu Johannes getrunken, hilft gegen Kreuzweh.


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