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Quelle:
Das Jahr und seine Tage in Meinung und Brauch der Heimat
Von P. Amand Baumgarten. Erstdruck 1860
Aus dem Nachlasse herausgegeben von Dr. Adalbert Depiny,
Heimatgaue, 7. Jg. 1926, 1. u. 2. Heft

Kletzen- und Störibrot backen


Weihnachten
In der Fastnacht wird die „Störi“ gebacken. Die Fastnacht ist die Nacht, welche dem Weihnachtsfasttag vorangeht. Auf das Backen der Störi oder Stör wird die größte Sorgfalt verwandt, damit nicht etwa die Dirne „ihre Seele hineinbacke“. Sie hütet sich, an dem Tage eine Maus zu töten, denn dann hätte sie Unglück beim Backen.
Wenn die Person, die das Störibrot bäckt, mit teigbelegten Händen zur Haustür hinausgeht und von draußen hineinschaut, so sieht sie, wenn sie im nächsten Jahr sterben muss, den Tod am Backtrog stehen (Weißkirchen).

In vielen Häusern bekommt jeder Dienstbote seinen eigenen „Störiloab“. Auch warten die Bauersleute einem Besuche, den sie ehren wollen, gerne damit auf. „Kim ámal die Feirtá ö ´s Störi kostn!“ heißt es. Wer neun Störi gekostet hat, heiratet im nächsten Jahr, stirbt nicht usw. Das Störibrot schimmelt nicht. Ein Scherz von ihm wird behalten, schimmelt er aber doch, so stirbt die Person bald, die das Brot gebacken hat.

Zugleich mit dem Störi, das aus weißerem, feinerem Mehl bereitet wird, bäckt man das Kletzenbrot.

Vom Störibrot nun, um den Faden wieder aufzunehmen, geht folgende Sage, die ein alter Mann aus Viechtwang erzählte:
Als das Christkind geboren ward, stieg ein heller Schein von einem Stern am Himmel auf. Die Leute ließen alles liegen und stehen und liefen dem wunderbaren Lichte nach, das sie zum Jesukind leitete. Plötzlich fiel es einigen ein, daß sie eben Brot im Backofen hätten und in der Eile die Dampflöcher verstopft geblieben wären; andere waren wegen ihrer Herden in Sorgen, ob diese nicht von wilden Tieren angefallen würden. Da gab ihnen das Jesukind den „Haltásögn“ und versicherte sie, auch mit dem Brot sei alles in Ordnung. Sie sollen nur ohne Furcht sein. Als sie heimkamen, machten sie schnell die Dampflöcher auf und waren hoch erfreut, das Brot so schön zu finden. Es roch aufs angenehmste und schmeckte weit besser als sonst. Sie ließen auch alle ihre Nachbar und „Freunde“, d. h. Verwandten und Gevattèrsleute, davon kosten, wobei sie freilich, um auszukommen, etwas klein antragen mußten.

Ehemals wurde in Eberstallzell in manchem Hause ein „Maßl“ Haber, woraus ein Büschl ungedroschenen Habers ragte, auf den Düngerhaufen im Hofe gestellt, und wenn es Zeit war, den „Störiteig“ einzuschießen, steckte man dieses Büschel in einen Laib und schoß das Brot so in den Ofen.
Zugleich mit der „Störi“ wurde hin und wieder in der Fastnacht auch für jedes Stück Vieh ein winziger Laib Brot gebacken, ebenso für die Erde, indem man ein kleines Laibchen eingrub. Dem Winde gehörten drei ungebackene, aber geformte Laibchen, welche auf Zaunpfähle gesteckt wurden. Auch in das Feuer wurde ein solches Laibchen geworfen. Um Klaus bäckt man nebst der „Störi“ einen kleineren Laib aus gröberem, schwärzerem Mehle, den man in drei Teile zerbricht und für das Feuer aufbewahrt. Mit einem wird es am Heiligen Abend vor dem Oster- und mit dem letzten am Abend vor dem Pfingstsonntag „gefüttert“.

Mit der Störi wird um Eberstallzell zugleich verschiedenes anderes Brot gebacken:
1.ein kleiner Laib, den der erste Arme bekommt, der am Weihnachtsfasttag nach drei Uhr sich sehen läßt. Es reicht ihm diesen die „große Dirn“ und mit ihm ein Geldstück und ein Ei oder Stück Fleisch; ist der Arme ein Mann, heiratet sie, und zwar „heißt“ ihr Mann wie der Arme;
2.mehrere Laibchen für das Vieh, die diesem am Abend vor Hl. Dreikönig gegeben werden;
3.vier oder fünf längliche Brote in Daumenform, und zwar für die Luft, Wasser, Feuer und Erde, hinwieder noch ein fünftes für den Essig. Am Abend vor Hl. Dreikönig, wenn es finster geworden, steckt man das eine Brot auf einen Baum, wirft ein anderes in die Hauslache usw.

In Weißkirchen werden beim Backen des Störibrotes aus dem Teig drei Kugeln geformt und mit dem Brot gebacken. Am Weihnachtsabend wirft sie die Hausfrau eine nach der andern über das Hausdach mit den Worten:
Gö Hex, da hast du das dein,
Laß mir dafür das mein!

Auch in Buchkirchen und Kremsmünster werden eigene Störibrote für Rosse, Rinder, Schafe und Hühner und als „Futter für Wind, Wasser, Erde und Feuer und Essig“ gebacken. Die Tiere werden damit in den drei großen Rauhnächten (Heilige Nacht, Neujahrs- und Dreikönigsnacht) gefüttert. Schweine sind aber ausgenommen.

Nach dem „Störieinschießen“ wird der Backofenwisch abgenommen und samt den Tischabfällen am Weihnachtsfasttag um zwölfe mittags auf das Weizenfeld getragen. Gewöhnlich tut dies die „groß“, d. h. erste Dirne; sie wickelt die „Schindn“ und Kerne von Äpfeln, Nußschalen, Brosamen und sonstigen Abfall in das Tischtuch und späht, am Felde angelangt, ob nicht irgendwo ein Mann gehe; in der Richtung hin heiratet sie das nächste Jahr (Eberstallzell). So hat sich auch in diesem Brauch mit der Darreichung einer Art Opfergabe zur Wohlfahrt des Ackers, was wohl die ursprüngliche Bedeutung gewesen ist, die Frage Heiratslustiger an das Schicksal verbunden.

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