Brauchtum
  Essgeschichten
  Regionalgeschichte
  Regionale Literatur
  Aktuelles
  Links / Adressen
  Wörterbuch / Sprichwörter
  Charity
  Lebenserinnerungen   Fotos Forum   Sitemap   Impressum

Im Tal der Feitlmacher
Vom Brauch der Holzknechte zum Volkssport
Autorin: Sandra Galatz

Ein Artikel von
Mag. Sandra Galatz



   

Sie können diese Plattform mitgestalten. Beiträge und Fotos sind erwünscht. Bitte senden Sie diese unter Angabe des Urheberrechts an eurojournal@utanet.at


 
 

SEIT 600 JAHREN WIRD DER TASCHENFEITEL IN TRATTENBACH in der Gemeinde Ternberg ununterbrochen hergestellt. Das kleine Klappmesser ist ein sehr praktischer Alltagsbegleiter. Seit dem Vorjahr ist die Trattenbacher Taschenfeitel-Erzeugung auch auf der UNESCO-Liste der Immateriellen Kulturgüter zu finden.

Die beschauliche Ortschaft Trattenbach war einst das Zentrum der Messerer-Zunft, der Trattenbach selbst der Pulsschlag des Tales. Er trieb die Wasserräder an, die die schweren Hämmer bewegten, mit denen die Messerklingen geschmiedet wurden. Der Trattenbacher Taschenfeitel ist im Laufe dieser 600 Jahre zu einem Kulturgut geworden. Die Trattenbacher und Ternberger sind stolz auf ihren schneidigen Tascheninhalt - darum wurde auch ein Feitelclub gegründet. Beim Begrüßungsritual ist das einfache Klappmesser fester Bestandteil. Wenn sich zwei Feitelclubmitglieder treffen, müssen die Feitel hervorgeholt werden. Sollte jemand den Feitel nicht dabei haben, gibt es eine kleine Pönale.

Taschenfeitel verewigten tausende Herzen in Baumrinden, schnitten Jausenspeck auf und verzierten Haselnussstecken. Auch heute noch erweist sich der Feitel als praktisches Etwas. „Viele Menschen tragen den Feitel als ständigen Begleiter mit sich und gebrauchen ihn vielfältig. Ich verwende ihn für kleine Holzarbeiten oder nehme ihn zum Schwammerlsuchen mit", erzählt Alfred Luidold, Obmann des Kultur Vereins Ternberg-Trattenbach.

Mannschaften beim Stöbeln
Foto: Die Trattenbacher Taschenfeitlproduktion ist bis heute lebendig. Bildquelle: Galatz

Vor gut 100 Jahren erreichte die Feitelproduktion ihren Höhepunkt. Pro Tag wurden damals von 17 Betrieben 30.000 Taschenfeitel produziert und in die ganze Welt exportiert. Die Messerer-Betriebe waren großteils reine Familienbetriebe. Heute gibt es nur mehr einen hauptberuflichen Messerer im Tal. Johann Löschenkohl ist gelernter Schlosser und Schmied und fertigt etwa 40.000 Feitel pro Jahr. „Der Feitel ist hauptsächlich zu einem Souvenirartikel geworden. Er steht für unser Tal. Es gibt aber auch zahlreiche Firmen, die Feitel mit ihrem Logo als Werbegeschenke bestellen. Ich denke, dass dadurch viele Menschen unsere Feitel kennenlernen und auch benützen", so Johann Löschenkohl.

Seit 1682 sind die Trattenbacher Messerer als selbstständige Zunft anerkannt, doch schon 1422 wurde die Messererzeugung erstmals urkundlich erwähnt. Die Trattenbacher Messerer überstanden auch schwierige Zeiten, wie die Industrielle Revolution oder die starke Konkurrenz aus anderen Produktionsländern in Asien. Für die Herstellung des Feitels waren genaue Kenntnisse des Materials und Erfahrung im Umgang mit Stahl, Holz und Wasserkraft notwendig. Für jeden Produktionsschritt gab es eigene Berufsgruppen, wie den „Broater", also den Klingenschmied, den Schleifer oder auch den Drechsler, der die Holzgriffe fertigte. Im Museumsdorf Trattenbach, das vom Kulturverein betrieben wird, sind in verschiedenen Häusern – teilweise an Originalschauplätzen - die Berufe dargestellt.
Dem Kulturverein war es ein Anliegen, mit der Taschenfeitelproduktion im Tal in die Liste der Immateriellen Kulturgüter der UNESCO aufgenommen zu werden – was nach vielen Forschungen und Dokumentationen auch gelang. Nun liegt es am Verein, dieses Handwerk lebendig zu halten.



zurück



Der Feitelmacher Johann Löschenkohl in seiner Werkstatt


Foto oben: Der Feitelmacher Johann Löschenkohl in seiner Werkstatt. Bildquelle: Galatz

Der Feitelmacher Johann Löschenkohl in seiner Werkstatt
Artikel aus dem kulturbericht oberösterreich Mai 2016.
Artikel als PDF downloaden (1,3 Mb)




www.stelzhamerbund.at



Beiträge / Anfragen bitte per E-Mail an eurojournal@utanet.at senden.