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Festtage (gruppiert):
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Quelle: "Das Jahr und seine Tage in Meinung und Brauch der Heimat" von P. Amand Baumgarten.
Erstdruck 1860
Aus dem Nachlass herausgegeben von Dr. Adalbert Depiny, "Heimatgaue", 7. Jg. 1926,
1. u. 2. Heft


Georgitag (Text von Dr. Elisabeth Schiffkorn)

Georgitag

24. April
Auch Jorgitag, Döringtag.
Mit diesem Tage beginnt bei den Bauern der Frühling oder „Auswärts“. An ihm fängt der Kuckuck zu schreien an, dessen Ruf verstummt, wenn „der Wiesbaum fällt“, d. h. die Heuernte eingebracht wird. Wenn am Georgitag die Sonne scheint, geht der Bär aus dem Loch und tut „Fäustling flicken“. Ist aber der Dreijöringtag „grob“, so bleibt er noch 14 Tage im Loch; sodann bricht er herfür und fürchtet keinen Winter mehr. Kleine Kinder gehen daher an diesem Tag gern ums Haus und spähen, ob sie nicht auf dem Dachfirst den Bären sitzen sehn. Z` Dreijöring mueß dá Wida schwörn, daß á seinö Schefl ön Feld kan dánörn.
Von nun an soll niemand mehr durch die Wiese, weil das Gras Schaden leidet. Das Korn wünscht man an diesem Tage so hoch, daß sich eine Krähe verstecken kann. Nach Georgi sollen keine „Agen“ (Abfälle des Flachses beim Schwingen oder „Brecheln“) mehr auf die Felder kommen, sonst setzt es einen „Schauer“ ab.

Zu Georgi gibt man den Kühen zum ersten Mal etwas Grünes ins Futter. Das Gras hiezu wird dort, wo drei Herrengründe aneinander grenzen, mit drei Sensenschlägen gemäht. In Vorchdorf mäht man vor Sonnenaufgang drei Sensenschläge Gras und gibt es noch taunaß dem Vieh. In alter Zeit riß man vor Sonnenaufgang Gras aus, dörrte es ohne Hilfe der Sonne unter dem Dache und gab es dem Vieh. Die Pferde führt man zu Georgi zum ersten Mal ins Freie zum Grasen (Vorchdorf). In Gunskirchen geschah dies vor Sonnenaufgang.
Der Georgitag ist voll Zauber. Daher hat man vor Zeiten an diesem Tage „abgejagt“, indem man mit Stecken und Geißeln an Tor und Waschbank, an Zaun und Baum schlug und dazu schrie und knallte. An vielen Orten wird vor Sonnenaufgang, oft schon am Vorabend, geschossen, in Losenstein geschah dies dreimal mit geweihtem Pulver, die Schützen umstanden den Grund. In Wartberg im Traunkreis wurden um Mitternacht drei Schüsse abgegeben. Einst ward vor zwei Uhr morgens in den Kirchen geläutet; das Geläute der geweihten Glocken verhinderte, daß die Hexen in der Frist vor Sonnenaufgang Zauber trieben. Auch mit Sperrketten ging man um Haus und Hof und rasselte damit. Um Eberstallzell und Buchkirchen holt man Fichten-, Föhren- und Tannenreisig bei scheinender Sonne aus dem Walde und bringt es nach Sonnenuntergang unter Dach und bindet daraus Besen, womit des anderen Tages früh das ganze Haus, „Stall und Stadl, Kammer und Gredn“, bis zur Traufe ausgekehrt wird. Anderswo nimmt man hiezu Birkenbesen und verbrennt das Kehricht. Besonders fegt man auch Tür- und Torfschwellen, Krippen und Barren; das Ausspüllicht oder Auskehricht wird mitunter in eine Schliergrube oder in ein fließendes Wasser geworfen. Die alten Besen werden an den Stielen in Felder und Wiesen gesteckt; man begibt sich an dieses Geschäft vor Sonnenaufgang laufend und schreiend: „Ich hab dich schon!“ usw. Dies vertreibt die Hexen. Anderswo verbrennt man vor Sonnenaufgang einen Palmbuschen im Keller. In der Grünau warf man ein Bündel Heu ins Wasser.
Zu Georgi pflegen die Bauern um Naarn bei Sonnenuntergang mit ihren Peitschen, deren Schnur sie am Palmsonntag um die Palmbuschen geschlungen, zu knallen und zu schnalzen. Soweit der Schall reicht, vertreibt er die Hexen.
Im Innviertel ritt der Bauer vor Sonnenaufgang dreimal um seinen Grund, um den Einfluß der Hexen zunichte zu machen. In Weißkirchen ließ man das Vieh, damit ihm nichts Böses schade, um das Haus herumgehen.

Wo St.-Georgs-Kirchen sind, tauchte man gerne Brot in die nahen Brunnen und reichte es dem Vieh. Um Buchkirchen läßt man den ganzen Tag über kein Pferd aus dem Stalle; zu Roßbach im Innviertel darf die Stalltür erst nach dem Ave Maria geöffnet werden; geschieht es früher, legt man doch Besen und Gabeln kreuzweis über die Schwelle; um Eberstallzell wird kein Futter eingebracht. Anderswo geben die Bäuerinnen keine Milch aus dem Hause; als gefährlich gilt es auch, den „Waschbloi“ diese Nacht durch im Freien lassen. Um Kematen im Traunkreis leiht man nichts aus dem Haus; nicht einmal ein Almosen, sagen viele, könne man ohne Gefahr ausgeben. Um Steinhaus bringt man den Tag über kein Wasser ins Haus, um nicht die Hexe mit hereinzubekommen. Im Innviertel wurden die Brunnen ausgeschöpft und Weihwasser in sie gesprengt.
In Kremsmünster schlägt man einen Reifen vom Fasse und legt ihn auf den Hüherkobel, dann können die Hühner und Eier nicht verzaubert werden. Zu Wartberg an der Krems machte die Bäurin nachts Feuer auf dem Herde an, um die Hexe im Rauchfang abzuräuchern.
In Kremsmünster nimmt man das Futter, das noch vom Vortag im Barren ist, und trägt es gegen die Hexen in die Krems.

Im Innviertel steckt man Hasel- und Erlenzweige an die Fenster; blüht oder knospt das Erlenreis, ist’s desto besser. Auch Wacholderzweige nimmt man hiezu, und in Häusern, wo dies geschieht, „kehrt der Jörgel ein“. Ebendaselbst werden die Brunnen vollständig ausgeschöpft und Weihwasser in sie gesprengt.
Auch die Häuser und den Raum um sie segnete man auf ähnliche Weise. In Felder und Wiesen werden im Innviertel Späne und Weihholz gesteckt und „Tauf“ in Form von drei Kreuzen ausgesprengt. Ebendaselbst gibt man am Abend vor Jorgi Rindern und Pferden Brot, etwas vom Palmbuschen und dem vorjährigen Fronleichnamskranz.
Vor etwa 50 Jahren ging man noch „taufangen“ oder „taufischen“ (Weiskirchen). Dieser Tau schützte, in das Futter gegeben, das Vieh vor Verhexung. Aber auch die Hexen taten dies zu Georgi und auch zu St. Johann Baptist, weil sie des Georgentaues zur Hexensalbe bedurften. Das Weibsbild, das „taufischen“ will, heißt es im unteren Mühlviertel, geht vor Sonnenaufgang, nackt, mit einem Krug in der Hand, aufs Feld und streift den Tau ins Gefäß. Daheim fährt sie den Kühen mit der äußeren Fläche der taunassen Hand über den Rücken; die Tiere geben dann erstaunlich viel Milch. Aber man scheut sich, solche Weiber beim Taufischen zu treffen und anzureden; sie können einem allerlei antun. In den Wiesenstellen hinter der Langwied (Kremsmünster) sprach einst am „Döringtag“ ein junges Weib eine Alte, die emsig den Tau vom Gras abstreifte, mit den Worten an: „Nicht gar so fleißig!“ Gleich war die Alte mit ihrer Arbeit zu Ende. Eine verständige Person, hierüber befragt, gab den Bescheid, es fänden sich Leute, welche taufischten, damit die Kühe des Besitzers des Grundes keine oder nur blutige Milch geben; angeredet aber könnten sie nicht mehr schaden. Wer vor Sonnenaufgang, ungekreuzt und ungewaschen, mit einem Schuh, und ohne ein Wort zu sprechen aufs Feld geht, sieht die Hexen.
Diese rühren auch, um das ganze Jahr Überfluß an Butter zu haben, vor Sonnenaufgang nackt unter der Traufe (Steinhaus).
Auch das Getreide ist in Gefahr, verhext zu werden. So stieg ein Bauer in Steinhaus früh morgens auf den Dachfirst und rief: „Aus neun Pfárn, aus neun Pfárn, aus án iadn Öhárl án Kern!“ Er hatte jährlich sehr viel Getreide und wurde ein steinreicher Mann.
Am Georgitag soll man nicht flicken noch stricken, sonst bekommt man den „Beißer“. Auch soll man nicht barfuß gehen und sich nicht auf die bloße Erde setzen.
Wer am Georgitag getauft wird, dem gibt man einen Wurm in die Hand, er kann dann den Wurm im Finger töten (Mühlviertel). Dies vermag auch eine Frau, die nacheinander sieben Buben geboren hat.

Zum Waschen nimmt man gerne Märzenwasser oder auch Wasser vom ersten Märzenschnee, zu Wartberg an der Krems Froschbrut. Wer sich zu Georgi vor Sonnenaufgang mit Froschbrut wäscht, vertreibt sich die „Gugascheckn“ (Attersee). Auch „zerschricken die Hände nicht“ (Kremsmünster).
In Wartberg im Traunviertel war einst das „Nebelläuten“ üblich. Es wurde nämlich von Georgi an bis Bartholomäus vor dem morgendlichen Gebetszeichen mit allen Glocken geläutet. Der Name erklärt sich daraus, daß Nebel in der wärmeren Jahreszeit sehr gefürchtet sind.


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