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Feste und regionales Brauchtum

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Festtage (gruppiert):
Advent
Allerheiligen und Allerseelen
Fasching
Ostern
Pfingsten
Weihnachten

Quelle:
Dr. Elisabeth Schiffkorn


Silvester (Text von P. Amand Baumgarten)

Silvester

31. Jänner
Die Silvesternacht
Eine wichtige Rolle spielt die genaue Urzeit, die im Radio und im Fernsehen von festlich gekleideten Sprechern oder Sprecherinnen angesagt wird. Um 0.00 läutet auf allen Sendern die Pummerin das neue Jahr ein. Sie ist nicht nur zweitgrößte Glocke der Welt und das Wahrzeichen Österreichs, sie hat auch für Oberösterreich eine besondere Bedeutung: vor dem Landhaus auf der Promenade ist der Umfang der Pummerin in Form eines Metallringes in den Boden eingelassen. Eine Tafel erinnert daran, dass die neu gegossene Pummerin 1954 an dieser Stelle zu ihrer Fahrt nach Wien verabschiedet wurde.
Im Volksglauben hatten Glocken schon immer eine besondere Bedeutung: Die durch die Kirche feierlich „getaufte“ Glocke verscheucht durch ihr Geläut die Dämonen und bannt durch ihre Weihe das Böse.
Während dem Läuten der Pummerin wünschen die Menschen einander Glück, stoßen mit einem Glas Sekt auf das neue Jahr an. Im Anschluss an das Glockengeläut wird der Walzer von Johann Strauss "An der schönen blauen Donau" gespielt. In den letzen Jahren wird dieser zunehmend auch auf den Straßen getanzt, etwa auf dem Linzer Hauptplatz.
Im Gegensatz zum Weihnachtsfest, das im Kreise der Familie gefeiert wird, ist Silvester ein Fest der Geselligkeit, zu dem entweder Gäste eingeladen werden, oder Gasthausbesuche angesagt sind. In den Restaurants werden zu diesem Zweck „Silvestermenüs“ angeboten, die Theater spielen an diesem Tag unterhaltende Stücke, etwa die „Fledermaus“.
Über jedem Neuanfang liegt in dieser Zeit ein besonderer Segen, daher werden den guten Vorsätzen für das Neue Jahr große Bedeutung beigemessen. Unerledigte Dinge, Schulden, Streitigkeiten werden noch rechtzeitig im alten Jahr bereinigt.
Bleigießen
Ursprünglich ein Brauch, mit dem vor allem Mädchen, die nach einem Bräutigam Ausschau hielten, das Orakel befragten. In der Literatur wird dieser Brauch bereits auf die Babylonier zurückgeführt. Die Utensilien dazu werden in Geschäften und an den Ständen mit Glücksbringern verkauft, die in den letzten Tagen des Jahres an zentralen Stellen aufgebaut werden. Das Blei, eigentlich ist es meist Zinn, wird in Form von Glückssymbolen gegossen, angeboten. Diese werden in einem Löffel über einer Kerzenflamme geschmolzen und in einer Schüssel mit Wasser abgekühlt. Die daraus entstanden Formen werden gedeutet, wobei es der Fantasie überlassen ist, die Zukunft herauszulesen.

Brauchtum im öffentlichen Raum
Silvesterfeier

Zunehmende Akzeptanz durch die Linzer zeigt in den letzten Jahren die Silvesterveranstaltung auf dem Hauptplatz der Landeshauptstadt, unterstützt durch intensive Werbung durch ORF und Magistrat. Auch in anderen Gemeinden, wie etwa in Haslach, findet eine Veranstaltung auf dem Marktplatz statt, bei der um Mitternacht das Geläute der Pummerin mittels Lautsprecher übertragen wird.

Speisen
Traditionelle Silvesterspeise ist der Saukopf. Einerseits stellt er etwas Besonderes dar, und ist, kunstvoll dekoriert, ein Mittelpunkt einer Silvestergesellschaft. Auch spielt hier sicherlich der alte Glaube eine Rolle, dass sich die Kraft des Schweines beim Verzehr überträgt.

Geschichtliches
Erst seit Papst Innozenz XII. im Jahr 1691 den Beginn eines Jahres auf den 1. Jänner festlegte, wird Neujahr zu diesem Termin gefeiert. Bis zu diesem Zeitpunkt kannte die abendländische Zeitrechnung noch andere Einteilungen: den 6. Jänner, den 1. oder 25. März, Ostern oder auch den 25. Dezember.
Das Brauchtum des Silvestertages (31. Dezember) ist eng mit dem des Neujahrstages verknüpft.
Das Attribut des hl. Silvester ist ein Ochse. Papst Silvester I. (314-335) ist der Namengeber dieses Tages.

Mit dem 21. Dezember, dem Tag des hl. Thomas beginnen im oberösterreich-bayerischen Gebiet die Rauhnächte, jene zwölf Nächte bis Silvester, an denen die wilde Jagd umgeht. Sie fallen in die dunkle Jahreszeit der Toten- und Geisterumzüge. Neujahr war daher im bäuerlichen Bereich über Jahrhunderte eingebettet in diese Rauchnachtsbräuche und war, was die Speisen betrifft sogar eine „spere“ Nacht. Das bedeutet, dass nichts Besonderes gegessen werden musste, wie etwa fette Speisen in den „foasten“ Rauhnächten. In ländlichen Gegenden setzte sich der genaue Termin „31. Dezember/1. Jänner“ daher lange nicht durch.
Die gesamten Rauhnächte, bis zu Dreikönig, galten als große Wendezeit, in der vielen Brauchtumshandlungen besondere Bedeutung beigemessen wurden. Wer am Silvestertag als Letzer aufstand, hatte mit dem Spott seiner Mitmenschen zu rechen, denn es wurde behauptet, dass er auch das ganze Jahr über zu den Letzten gehören würde. Der Hausvater teilte zu Neujahr einen Apfel in so viele Stücke, so viele Bewohner das Haus aufwies, damit „im nächsten Jahr alle beisammen blieben“.
In der Silvesternacht soll man keine Leine hängenlassen, da sonst das Leid ins neue Jahr hinüber geleitet wird. In Oberösterreich ist die Variante verbreitet, dass keine Wäsche auf der Leine hängen soll, das bringt Unglück. Der Ursprung dieses Aberglaubens liegt wohl darin, dass die Wäsche früher im Freien hing, in den „Zwölften“ die bösen Geister umgingen und diese sich eines Wäschestücks bemächtigen könnten, damit ins Haus kämen und dadurch dem Träger Schaden zufügen könnten.

Allgemein verbreitet im ländlichen Raum ist der Brauch des Silvesterfeuerwerks und das Neurjahranschießen. Beim Anschießen entwickelten die Jäger in letzter Zeit besondere Brauchformen.
In den Städten beschränkte sich das Neujahrsfeiern bald auf die Silvesternacht. Die Lärm- und Orakelspiele der Rauhnächte wurden übernommen.

Der Brauch und Glauben um den Jahreswechsel im oberösterreichischen Raum ist sicher auch im Zusammenhang mit der Begegnung der heimischen mit der römischen Kultur zu sehen. Im 2. Jahrhundert vor Christus verlegten die Römer den Jahresbeginn vom 1. März auf den 1. „Januar“ zu Ehren des Gottes Janus, der zwei Gesichter besaß: Das eine wandte er zurück in die Vergangenheit, das andere vorwärts in die Zukunft. Diese Zukunft konnte man nach dem damaligen Glauben durch Opfergaben steuern. Und wenn der Gott selbst (aus dem fernen Noricum) nicht erreichbar war oder seine Kultstätte weit entfernt lag, so konnte man seine Gabe bei „Stellvertretern“ abgeben, etwa bei Priestern, Beamten, Höhergestellten abliefern. Daraus entwickelte sich möglicherweise der Brauch der Neujahrsgeschenke.

Gleich blieb in der wechselvollen Geschichte dieses Zeitabschnitts der Glaube an die besondere Bedeutung der Neujahrsnacht. In diesen Stunden sollten Schätze gehoben werden können, die Geister und Dämonen umgehen und wie zu Allerheiligen pflegten die zu einem Dorf gehörenden Seelen der Toten wieder an ihren Ursprungsort zurückzukehren. Totenspeisungen und auch Brotspenden zur Besänftigung der bösen Mächte waren üblich, die gleichzeitig auch als Bitten um Fruchtbarkeit verstanden wurden.
Der finstere Teil des Jahres geht nun in den helleren über, die Tage werden wieder länger.
Mit lärmenden Umzügen, Verbrennen, Begraben oder Ertränken großer Strohpuppen verscheuchte man die Geister des alten Jahres und bereite den neuen den Weg. Der Vergleich mit dem Brauchtum etwa um das chinesische Neujahr zeigt ähnliche Brauchhandlungen, denen auch ähnliche Glaubensansätze zu Grunde liegen.

Altes Brauchtum
Räuchern

Die katholische Kirche hat die Thomasnacht, als die längste im ganzen Jahr, gerade diesem Heiligen gewidmet, da er in der Nacht des Unglaubens am längsten ausharrte. Als die "Zwölften" werden aber auch, hier gibt es landschaftliche Unterschiede, die Nächte von Weihnachten bis Dreikönig gerechnet. Der Name wird von "Rauchnacht" abgeleitet, und erinnert an das Ausräuchern, das bis vor einigen Jahrzehnten noch ausgeübt wurde. Eine Mühlviertler Bäuerin erinnert sich an diesen Brauch, der in ihrer Jugend noch lebendig war:
„Früher wurde zu Weihnachten und Silvester geräuchert. Dieser Brauch wurde langsam eingestellt, der genaue Grund ist nicht mehr in Erinnerung. Unsere Familie möchte aber gerne wieder mit diesem Segensbrauch beginnen. Wir werden uns erkundigen, wie der genaue Ablauf des Räucherganges zu sein hat. Soweit ich mich erinnern kann, wurde nach dem Füttern am Abend eine Glutpfanne mit Weihrauch durch die Ställe und die Wohnräume getragen, alle Hausleute sind mitgegangen, haben den Rosenkranz gebetet und Weihwasser gespendet.“

Losen (Lüsseln)
Silvester ist auch noch heute eine wichtige Losnacht, in der ein Mensch viel über sein Schicksal im kommenden Jahr erfahren kann. So wurde etwa für jeden Hausbewohner ein kleines Brot gekennzeichnet. Derjenige, dessen Brot beim Backen nicht aufging oder aufriß, mußte bald sterben. Heute hat sich das mitternächtliche Bleigießen als Mittel der Zukunftsdeutung auch im ländlichen Raum weitgehend durchgesetzt.

Glücksgreifen
Ein anderer Orakelbrauch war das sogenannte "Glücksgreifen". Dabei wurden aus Brotteig kleine Figuren hergestellt, die man unter Bechern verbarg und bestimmte Symbole darstellten. Nach dem Verschieben der Becher musste der Kandidat aufdecken und seine Zukunft lesen. Wurde z. B. zuerst ein Ring als Symbol für die Ehe und dann ein Geldstück als Symbol für Nachwuchs aufgedeckt, so bedeutete dies zuerst Heirat und dann ein Baby. Die Reihenfolge hätte natürlich auch anders kommen können.

Speisen
In dieser Zeit um den Jahreswechsel kommen die Seelen, die zu einer Kirchengemeinde gehören wieder auf den angestammten Friedhof zurück. Die Lebenden halten Seelenfeste und speisen die Toten. Man hält ihnen einen Platz bei Tisch frei, legt Besteck auf, lässt Speisen auf dem Tisch stehen.
Weitaus wichtiger ist wie bei allen Übergängen oder Neuanfängen ausgiebiges Essen und Trinken, nicht nur zur Erhöhung des Festes und als Gemeinschaftshandlung, sondern auch als magische Vorkehr, als Stärkung der Menschen, der Tiere, alles Wachsenden gegen das Üble. Gleichzeitig dienen üppige Mahlzeiten dem Herbeirufen von Gesundheit, Reichtum und Fülle. Daher sind fette, körnerreiche, quellende Speisen bevorzugt, mit Ausnahme von Hülsenfrüchten, sie gelten als Speise der Toten.
Groß an Zahl und formenreich sind die Gebildbrote, die an dieser Zeitenwende gebacken werden.

Besondere Brote: Störi- und Kletzenbrot
In diesen Tagen vor Weihnachten, meist ab dem Thomastag, wurden das Kletzenbrot und das Störi gebacken. Störibrot, aus weißem und "besserem" Mehl gebacken, brachte Abwechslung in die Alltagskost, zu der in den meisten Landstrichen doch überwiegend schwarzes Roggenbrot aufgeschnitten wurde.
Auch Kletzenbrot war ursprünglich ein einfaches Roggenbrot, in das Kletzen, gedörrte Zwetschken und Nüsse eingebacken wurden. In Zeiten, in denen kaum Süßes auf den Tisch kam, stellte dieses Früchtebrot sicher schon allein aus diesem Grund eine besondere Gaumenfreude dar.


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